Nachdem ich jetzt weiß, was wir bzw. ich hier
eigentlich machen, ist es Zeit, Euch teilhaben zu lassen. Klar war vorab:
Humedica unterstützt die Arbeit in einem ukrainischen Kinderheim für
Schwerbehinderte. – Inzwischen weiß ich mehr.
Wo wir sind
Also: Wir sind hier, weil Jed (vgl wideawakeinternational.org) sich von Humedica unterstützen lässt, seine großen Ziele bzw. Pläne zu verwirklichen. Er hat vor ein paar Jahren für ein Missionswerk (Mission to Ukraine) gearbeitet, das sich hier an vielen Stellen engagiert, um die sich der Staat (noch?) überhaupt nicht kümmert. Als die sich dann aus einem großen staatlichen Kinderheim in Romaniv zurückgezogen haben (es hatte sich manches verbessert und mehr ging einfach nicht) hat er eine eigene Arbeit angefangen. Sein Ziel sind nicht nur einige Verbesserungen, sondern tatsächlich dass sich etwas Grundsätzliches ändert. Er arbeitet dafür, dass diese Form von unmenschlicher Institution aufgelöst wird.
Was hier läuft
Es reicht nicht, Matratzen zu kaufen, damit Kinder
nicht länger auf Brettern schlafen müssen, kleine Jungs stundenweise
loszubinden, damit sie nicht länger mit dreckigen Lumpen an ihre Betten
gefesselt sind, ein paar Windeln zu kaufen, damit …, die medizinische
Versorgung wochenweise zu verbessern oder ein paar Adoptionen anzubahnen.
Es muss mehr passieren. Am Mittwoch durfte ich dabei sein, wie ein Vorvertrag
für den Kauf eines Bauernhauses mit großem Grundstück unterzeichnet wurde. Dort
wird die erste Wohngruppe entstehen. Wenn es klappt werden in ein paar Monaten
die ersten Jungs aus Romaniv ausziehen dürfen. Jed fühlt sich dabei ziemlich
unter Zeitdruck. Im Winter wird die nächste Gruppe in ein Heim für Erwachsene
verlegt werden. Die Überlebenszeit dort liegt nur bei wenigen Monaten. (Es muss
hier in den Heimen für erwachsene Behinderte noch schlimmer sein als es bereits
für Kinder ist. – Eigentlich unvorstellbar. Weil: Auch für die Kinder sind die
Verhältnisse so, dass in Deutschland schon lange der Tierschutz einschreiten
würde – wenn es sich um Tiere handeln würde.)
Was wir machen
Also: Wir sind hier um Jed und seine Gruppe zu unterstützen. Sie kämpfen hier einen ziemlich aussichtslos erscheinenden und einsamen Kampf gegen (staatliche) Institutionen, die einfach andere Probleme haben und eine Mentalität nach 80 (?) Jahren Sowjetunion, die einfach wenig Menschlichkeit zulässt.
Ganz konkret machen wir (mal abgesehen von tagsüber
schlichter Behindertenarbeit und vielen langen Gesprächen am Abend) Schulungen,
Trainings, Verbesserungsvorschläge und medizinische Akutversorgung. (Wir
kämpfen ganz konkret um das Leben eines kleinen Jungen namens Mischa – siehe Bild. Alles was er braucht ist eine bestimmte Diät
– und die wird ihm hier schlicht und ergreifend vorenthalten.)
Mischa - PKU |
Würde schenken
Es ist schwer mit unausgebildeten Freiwilligen
diese Arbeit zu machen. Der Burnout droht um die nächste Ecke und es ist
wichtig, mal nicht nur alleine zu reflektieren, zu denken, zu schulen.
Die Arbeit hier wird vor allem auch getragen von einer
jungen Kirche aus Shytomir.
Die Gruppe würde bei uns noch als Jugendgruppe durchgehen. Der Pastor ist vielleicht Anfang 30. Die ersten Kinder der Gemeindeglieder sind maximal 5 Jahre alt und heute durften wir dabei sein wie um die 20 junge Leute getauft wurden. Das anschließende Gemeindefest bestand primär aus Volleyball spielen.
Die Gruppe würde bei uns noch als Jugendgruppe durchgehen. Der Pastor ist vielleicht Anfang 30. Die ersten Kinder der Gemeindeglieder sind maximal 5 Jahre alt und heute durften wir dabei sein wie um die 20 junge Leute getauft wurden. Das anschließende Gemeindefest bestand primär aus Volleyball spielen.
Und diese Gemeinde schickt alle paar Tage einen Trupp Freiwilliger nach Romaniv, wo eine Hand voll (ebenfalls unausgebildeter) ‚Nannys‘ unter der Hoheit von einer (meist betrunkenen) Krankenschwester etwa 80 Jungs betreuen.
'Isolata'
Unser Einsatzgebiet ist die ‚Isolation hall‘ – die ‚geschlossene Station‘. Dort arbeiten seit Januar 4 von Jed fest angestellte und angelernte ‚Interns‘.- Bis das mit den Wohngruppen läuft und klappt machen wir einfach das, was geht. Arbeiten daran mit, mit jedem – teilweise wirklich sinnlos erscheinenden - Handgriff diesen wertvollen Menschen ein kleines Stückchen ihrer Würde zurück zu geben. Und das macht Freude.
So, ich wollte teilen, weitererzählen, wo ich bin. –
Ja, es ist furchtbar, wenn Mischa stirbt und das keinen Menschen interessiert.
Und es ist genauso furchtbar, wenn Dania wieder festgebunden wird, nicht mehr
klettern oder Ball spielen darf, weil wir abends nachhause fahren und: Orhan
hatte gestern vielleicht den schönsten Tag seines Lebens – und niemand
interessiert das. – Auch deswegen wollte ich Euch wissen lassen, wo ich gerade
bin.
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