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Dienstag, 23. Januar 2018

The Path of Healing (Teil II) - eine Art Analyse

Im Teil 2 beschreibt Jed eine vergleichsweise distanzierte Sicht der Situation...

„In den letzten 19 Jahren, während Boris in dieser Anstalt lebte, war das einzige das er tun konnte, zu überleben. Dieses „überleben“ brachte ihn in einen Zustand von Angst und toxischem Stress. Er lebte sein Leben nicht wirklich. Er wusste, was sein Körper brauchte: Essen, Wärme und Sicherheit - und er kämpfte dafür, diese Bedürfnisse erfüllt zu bekommen.
Der Kampf und die Umgebung in der er sich bewegte, formten seinen Körper aber auch sein Gehirn. Unsere Gehirne sind absolut bemerkenswert darin, zu verarbeiten, wie wir als grundlegend soziale Wesen leben.Die physische, soziale, emotionale und spirituelle Welt um uns herum und in uns ist der Kontext, in dem unser Gehirn arbeitet. Aus all diesen Informationen interpretiert unser Gehirn schließlich eine Vorgehensweise und informiert den Rest des Körpers darüber wie er zu handeln und zu reagieren hat (in diesem Augenblick und auch beim nächsten Mal).
Unsere Gehirne sind etwas zutiefst Komplexes und wir können nur darüber staunen, wie sie arbeiten. Wie unser Gehirn funktioniert hängt also seinem aktuellen Zustand ab. Wenn wir ruhig sind, können wir klar und mit vollen Zugriff auf unseren intellektuellen Fähigkeiten denken.
Denk nur an Elon Musk, wie er in seinem Büro sitzt, sicher, gesund und satt und von einer coolen Weltraumreise träumt. Umgekehrt, wenn wir in einem Zustand des Terrors sind, reagieren wir schnell; komplexe und abstrakte Verarbeitung von Gedanken wird unwesentlich und unzugänglich. Stell dir vor du sitzt an einem Küchentisch und versuchst deinem Kind bei den Geometrie Hausaufgaben zu helfen, während ein hungriger Tiger um euch herum schleicht.Stell dir vor du lebst deine gesamte Kindheit und bis ins Erwachsenenalter hinein zwischen toxischem Stress und Terror. Unsicher ob du sicher bist oder jeden Moment verletzt wirst, dich fragend ob du noch etwas zu essen bekommst oder ob dein Bauch vor Hunger weh tun wird, während du versuchst, bei all den Geräuschen der anderen Jungs einzuschlafen, die in der selben schrecklichen Realität wie du versuchen zu überleben.
Das Trauma des täglichen Lebens und Überlebens ist der Nährboden auf dem Boris’ Gehirn gewachsen ist und letztendlich verwüstet wurde. Anstatt zu wachsen, hat sein Gehirn all die Dinge, die es für nutzlos hielt, ausgeblendet: Die Notwendigkeit von Freundschaft und menschlichen Kontakten, die Lust zu Spielen, das Verständnis von Bewegung, Balance, motorische Fähigkeiten und der Wahrnehmung seines Körpers im Raum. - Er reduzierte sein Leben auf Hirnstamm- und Kleinhirnfunktionen.
Stell dir vor, dein gesamtes Leben wird nur noch von dem Teil deines Gehirnes verarbeitet, der für die Kernfunktionen zuständig ist, die Regulation der Motorik, Appetit und Sättigung, mehr nicht. So besteht sehr gut die Möglichkeit, dass du Verhaltensweisen entwickelst, die für andere um dich herum merkwürdig und unangemessen erscheinen.
Boris lernte seine Gedanken zu fokussieren, mit seinen Gefühlen umzugehen, seine Bedürfnisse zu kommunizieren und sich durch selbstverletzendes Verhalten auszudrücken. Während wir ihn in der Anstalt begleiteten kam er zunehmend in Kontakt mit seinen Gefühlen (original: „we started seeing him process a bit through his limbic system“). Er hat angefangen angemessen und unangemessen zu lachen. Nichts Großes und trotzdem eine Entwicklung."


(Fortsetzung - dann wieder von Kim - folgt) 

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