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Dienstag, 23. Januar 2018

The Path of Healing - in deutsch (Teil I)

Immer und immer wieder lese ich die Rundbriefe oder Blogbeiträge von Kim. Dieses Mal war ich so berührt, dass ich gefragt habe, ob ich den Beitrag auf deutsch übersetzen und einfach nochmal veröffentlichen darf.

Ich darf.

Die Übersetzungsarbeit hat mir meine geliebte Tochter Deborah abgenommen :)

Kim schreibt:

Seit gestern lebt Boris nun einen Monat bei uns. Wir haben eine sehr breite Palette an Gefühlen durchlebt. Zu viele Gefühle wurden gefühlt und zu viele Gedanken gedacht. Es ist an einem Tag zugleich gut und schlecht, wunderbar und schrecklich, leicht und schwer. Es gibt einfach kein Handbuch dafür, wie man einen 25-Jährigen bei sich aufnimmt, der in seinem Leben bisher nur Missbrauch und schwere Vernachlässigung erlebt hat. Er hat als er eingezogen ist kein Handbuch mitgebracht, in dem erklärt wird wie man ihm helfen kann Heilung zu erfahren, wie man ihn in die Familie integrieren oder ihn und die neue Norm die er mitbringt als Familie akzeptiert. Wir lernen alle und im Lernen heilen wir.
Wir haben in den letzten Tagen viel von Jean Vanier gelesen.
Die Weisheit, die er in vielen Jahren des Zusammenlebens mit Menschen mit geistiger Behinderung erworben hat, ist für uns erstaunlich hilfreich. „Die Weisheit der Zärtlichkeit“, um es in seinen eigenen Worten zu sagen. Wenn du noch nie eins seiner Werke gelesen hast, möchte ich sie dir hiermit ans Herz legen.
„Wenn wir unser Leben mit den Machtlosen teilen, sind wir verpflichtet, unsere Theorien über die Welt, unsere Träume und unsere schönen Gedanken über Gott los zu lassen, um in einer Realität zu lande, die ziemlich hart sein kann. Das ist der Platz, wo wir Gott treffen, Gott der Immanuel ist, der Gott-mit-uns. Dort ist Gott gegenwärtig, verborgen in der verwundeten Menschheit, verborgen im Schmerz unserer eigenen Herzen.“
Jean Vanier. The Heart Of L‘Arche


Dieses Zitat sagt eigentlich alles. Ich könnte also aufhören zu schreiben, aber das werde ich natürlich nicht 😊



Boris hat die meiste Zeit seines Lebens gekämpft um zu überleben. Er ist ein richtiger Überlebenskünstler - nur deshalb ist er überhaupt noch am Leben. Er ist ein Kämpfer und gleichzeitig ist er ein kleiner sturer Kerl. Diese Eigenschaften haben ihm in der Institution in der er bisher lebte gut gedient und sie werden ihm wieder gut dienen, doch um ganz ehrlich zu sein, dienen sie im Moment besonders dazu, die eigene Schwäche in meinem Herzen aufzudecken. 
Dieser Kampf ist total real.
(Fortsetzung folgt)




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